Untwetter Einsatz vom 29.07.2014. Dieser Bericht ist jedoch nur auf Arloff-Kirspenich bezogen. Unwetterinformationen zu den anderen betroffenen Gebieten werden hier nicht gegeben.
Um 23:52 wurde die Löschgruppe Arloff – Kirspenich mit dem Stichwort „Straße unter Wasser“ alarmiert
Kurze Zeit nach der Alarmierung, rückten unsere Fahrzeuge zur Holzgasse aus. Einheitsführer war zu diesem Zeitpunkt der stv. Löschgruppenführer Oliver Fass. Auf den ersten Blick war ein Großteil der Gullideckel aufgrund von mitgerissenem Stroh verstopft, so dass kein Abfließen des Wassers möglich war.
Als erstes wurde die Warnung der Bevölkerung, Pumpmaßnahmen sowie die Reinigung der Gullideckel durchgeführt. Innerhalb von 15 Minuten erhöhte sich der Wasserstand in der Holzgasse um ca. 20cm. Die ersten Häuser und Keller liefen mit Wasser voll. Gleichzeitig bestand die Gefahr, dass Autos die in der Holzgasse abgestellt waren, durch den Druck und die Masse an Wasser fortgeschwemmt wurden.
Um den Schutz der Bevölkerung und deren Hab und Gut zu schützen, wurden Sandsäcke bei der Koordinierungsstelle der Feuerwehr Bad Münstereifel geordert. Die Einsatzkräfte, unterstützt von der Löschgruppe Hohn, versuchten möglichst viele Schachtabdeckungen vom Schmutz zu befreien um so das Wasser von der Straße zu bekommen. Gleichzeitig, begann die Besatzung von zwei Einsatzfahrzeugen die erweitere Warnung der Bevölkerung mit der Sondersignalanlage und Lautsprecherdurchsagen. Ebenso wurden die Sirenen zur (Vor-)Warnung genutzt.
Die Löschgruppen Eschweiler, Iversheim und Kalkar unterstützten unsere Feuerwehr in der Anfangsphase an einem weiteren Einsatzabschnitt der sich im Bereich Bachstraße/Im Baist befand. Dort wurden ebenfalls viele Schächte geöffnet und von Verschmutzungen gereinigt.
Der Holzbach, welcher im Normalzustand ca. einen Pegel von 20 cm hat, hatte zu diesem Zeitpunkt einen Pegel von ca. 2m, sodass er sich auch über die Straße erstreckte und die Strömung an dieser Stelle Holzstücke und Steine mitspülte. Trotzdem sich Anwohner immer wieder durch die Gefährliche Strömung wagten, wurde zum Glück niemand verletzt.
Nach Sichtung unseres Zugführers Herbert Fass wurde der Einsatzabschnitt Bachstraße/Im Baist als abgeschlossen angesehen. Die Kräfte des eingesetzten Abschnitts wurden zur Firma „Peter Greven Fettchemie“ nach Iversheim geschickt.
Aufgrund des nachlassenden Regens liessen nach einiger Zeit auch die Wassermassen nach. Die angelieferten Sandsäcke der Städtischen Betriebe wurden an riskante Stellen platziert. Dazu zählten bereits übergetretene Stellen an der Erft, so wie Wohnungen/Geschäfte, welche direkt am Ablauf des Wassers waren.
Erste Einsatzstellen wurden für spätere Stunden gesammelt. Dies waren vollgelaufene Keller und verschmutzte Straßen. Leider war es uns nicht möglich solche Einsatzstellen direkt abzuarbeiten, da es Priorität hatte, weitere Schäden zu verhindern – es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass weiteres Wasser durch die Erft auf die Straßen gelangen konnte, da die Hochwasserlage in Gilsdorf vergleichbar war, mit dem Hochwasserereignis 2007.
Im Feuerwehrgerätehaus Bad Münstereifel, wurde für alle Einsatzkräfte Verpflegung durch das Deutsche Rote Kreuz des Kreisverbandes Euskirchen angeboten.
Gegen 7 Uhr wurde unsere Löschgruppe durch diverse Löschgruppen ausgelöst um kurz eine Pause von dem, bisher, siebenstündigen Einsatz zu bekommen. Löschgruppenführer Karl-Hubert Bonz übernahm die Einsatzleitung bzw. die Einheitsführung.
Das Technische Hilfswerk (THW), welches zuvor an dem Einsatzabschnitt der Firma Greven war, wurde nach Arloff geordert um die Wassermassen der Straße abzupumpen. Das THW verfügt über eine Leistungsstärkere Pumpe (Hanibal) als die Feuerwehr, gleichzeitig kann diese Pumpe auch Schmutzpartikel bis zu einer Korngröße von 90mm fördern.
Um das anströmende Wasser zu fassen, wurde die „Hannibal“ Pumpe zuerst an einem Gulli-Einlauf zu Beginn der Holzgasse in Stellung gebracht. Durch den hohen Saugeffekt der Pumpe wurde der Gulli „gereinigt“ und das Wasser konnte sehr schnell abfließen.
Da weiterhin große Mengen Wasser aus einem Schacht Holzgasse/Unter den Linden austraten, wurde die Hannibal an die bereits erwähnte Kreuzung Holzgasse/Unter den Linden verlegt. Im späteren Verlauf des Einsatzes stellte sich folgendes heraus:
Der Kanal kommt aus Richtung Denkmal und entwässert u.a. das anfallende Wasser aus dem Waldgebiet und einen nicht näher bezeichnetet Bachlauf. Im Bereich der Kreuzung Holzgasse/Unter den Linden erfolgt eine 90-Grad Biegung des Kanals und er verläuft weiter in Richtung Unter den Linden.
Unmittelbar in der Biegung hatten sich ein oder mehrere Betonbruchstücke verkeilt und den Abfluss des Kanals blockiert. Dadurch konnte das Wasser nicht dem Kanalverlauf folgen, drückte nach oben raus und lief dann die Holzgasse herunter.
Durch die Pumparbeiten von FFW und THW Kräften konnte der Wasserstand im Kanal gesenkt werden und mit einer Brechstange der Untergrund des Kanals ertastet werden bzw. konnte geprüft werden, ob eine Verstopfung vorliegt. Ein zwischenzeitlich eingetroffener Spülwagen versuchte den Kanal von Seite der Straße unter den Linden frei zu spülen – ohne Erfolg.
Durch den Einsatz der Brechstange wurde das angeschwemmte Material im Kanal aufgelockert, gleichzeitig konnte eine „Betonplatte“ so bewegt werden, das unverzüglich die verstopfte Biegung frei kam und das Wasser vom Kanal sofort abfließen konnte. Nachdem kein Wasser mehr über die Straße floss, konnte der städtische Bauhof, unterstützt von der Feuerwehr und von Einwohnern mit der Säuberung der Straße beginnen.
Die Feuerwehr war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls schon damit beschäftigt, die gemeldeten Keller, welche voller Wasser standen, auszupumpen.
Im Anschluss daran wurden Maßnahmen eingeleitet um die Straßen wieder vollends befahrbar zu machen.
Noch bis 14:30 Uhr war die Feuerwehr innerhalb des Dorfes unterwegs um stark verschmutze Straßen, volle Keller oder sonstige Einsatzstellen abzuarbeiten.
Bereits in der Nacht versorgten uns Anwohner, welche selbst vom Wasser betroffen waren, mit Broten und Kaffee. Die Bäckerei Eversheim versorgte uns gleichzeitig mit Teilchen. Danke auch an den Laguna Grill, welcher uns zum Abschluss mit Essen versorgte.
Vielen Dank ebenso an die Anwohner, welche nach eintreffen der Sandsäcke tatkräftig mit anpackten um ihr Dorf zu unterstützen. Gleichzeitig gilt dort auch Dank für die unbetroffenen Einwohner, welche dafür bei Freunden, Bekannten oder Betroffenen mit anpackten um für Ordnung zu sorgen.
Vielen Dank an das Deutsche Rote Kreuz (www.drk-eu.de), für die Verpflegung im Gerätehaus Bad Münstereifel.
Vielen Dank an das Technische Hilfswerk (www.thw-euskirchen.de) für die Unterstützung innerhalb des Dorfes. Ohne diesen Einsatz hätten wir die Lage nicht so schnell in den Griff bekommen.
Vielen Dank an alle Kameradinnen und Kameraden, welche innerhalb unseres Dorfes unterwegs waren und uns bei der extremen Lage zu unterstützen.
OFM Tim Spey
Kirspenich, den 31.07.2014
(Teile des Text sind aus dem Einsatztagebuch des THW von Burkhard Aehlich)
(Zeitungs-)Berichte